Br. Benedikt Hödlmoser, im 45. Lebensjahr, wurde anlässlich dem 45-jährigen Bestehen der Flachgauer Woche von Redaktuer Thomas Strübler interviewt:
Was bedeutet es für Sie, 45 Jahre alt zu sein und welche Rolle spielt das Alter generell in Ihrem Leben?
45 Jahre, das ist eine gute Zeit, die man schon leben dürfen hat. Man sagt, 45 ist heute so ungefähr die Lebensmitte. Für mich ist es sowohl ein dankbares Zurückschauen, als auch ein Innehalten: Wo bin ich jetzt? Was ist meine Perspektive? Ich bin nicht jemand, der die Zukunft schwarz sieht. Vielmehr geht es darum, die Zeichen der Zeit zu sehen und sich zu fragen, wie wir mit Veränderungen umgehen, damit wir ein gutes Leben führen können.
Was waren entscheidende Momente und Weggabelungen in Ihrem Leben?
Ich bin in Abersee aufgewachsen, habe die Hauptschule in St. Gilgen und die HAK in Bad Ischl besucht. Nach der Matura hat sich für mich die Frage gestellt, wie es weitergehen soll. Gehe ich in die Wirtschaft, oder doch in Richtung Theologie? Letzteres zu wählen, war für mich die erste große Entscheidungsfindung. Nach dem Priesterseminar in Salzburg war ich ab 2010 als Seelsorger in Stadt und Land tätig. Krankheitsbedingt gab es dann aber eine zweite Entscheidungsfindung. Ich habe mir die Frage gestellt, ob es noch eine andere Möglichkeit gibt, als Priester zu leben. So bin ich auf das Europakloster Gut Aich gestoßen. Als Benediktinermönch bin ich weiterhin Priester, mein Schwerpunkt ist jetzt aber die geistliche Begleitung von Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen.
Wie trifft man eine so weitreichende Entscheidung, sein Leben Gott und der Kirche zu widmen?
Einerseits durch ein Hineinspüren in mich selbst, wo es mich hinzieht. Andererseits durch viele Gespräche mit Menschen, die mich ermutigt haben und gesagt haben: Ich kann mir dich gut in diesem Bereich vorstellen.
Was ist Ihnen in Ihrer Tätigkeit als Seelsorger besonders wichtig?
Zeit zum Zuhören und fürs Gespräch zu haben. Das ist uns in der Corona-Zeit etwas abhandengekommen – dass man sich trifft und dem Gegenüber auch sagt, wie es einem wirklich geht. Auch durch die moderne Telekommunikation hat sich da viel verändert. Man kann mit dem Smartphone sehr viel machen, das ist auch gut. Es kann einen aber auch unter Druck setzen. Es ist wichtig, sich füreinander Zeit zu nehmen und genau hinzuhören, was der eine oder die andere mir sagen möchte.
Ist mit der Pandemie etwas dauerhaft zerbrochen im Umgang der Menschen miteinander?
Vieles hat danach doch heilen dürfen, auch zwischenmenschlich. Es ist vieles gut geworden, aber Corona hat Spuren hinterlassen. Das merke ich auch in der seelsorglichen Begleitung. Es gibt viele Ängste, was das Leben an sich betrifft. In Gut Aich versuchen wir, einen Ort zu schaffen, wo Menschen mit ihren Ängsten, aber natürlich auch ihren Hoffnungen hinkommen können.
Worauf kommt es an im Leben – auch mit dem Blick in die Zukunft?
Ganz spontan fällt mir Dankbarkeit ein. Dankbar zurückzublicken auf das, was gewesen ist. Aus dieser Haltung der Dankbarkeit heraus kann ich mit einer guten Portion Zuversicht nach vorne schauen. Ganz wichtig ist auch, in Beziehung zu bleiben. Einerseits in Beziehung zu mir selbst, aber nicht im Sinne eines Ego-Trips, sondern im Sinne von mich selbst und mein Leben spüren. Andererseits in Beziehung zu den Menschen, mit denen ich lebe oder arbeite. Und aus meiner Perspektive heraus natürlich die Beziehung zu Gott und dem Glauben, dass es über unsere Welt hinaus noch etwas größeres und weiteres gibt.
Wir führen dieses Gespräch aus Anlass des 45-jährigen Bestehens der Flachgauer Woche. Welche Rolle hat diese Zeitung bisher in Ihrem Leben gespielt?
Die Salzburger Nachrichten und damit auch die Flachgauer Woche begleiten mich schon ganz lange. In der Zeitung zu blättern, hat für mich etwas mit Vertrautheit und Beheimatung zu tun. Ich bin im Flachgau beheimatet, deshalb interessiert mich auch, was in den anderen Orten geschieht. Besonders schätze ich, dass der Schwerpunkt in der Flachgauer Woche auf positiven Nachrichten liegt.
Lesen Sie die Zeitung lieber in gedruckter Form, oder sind Sie mehr am Handy unterwegs?
Am Wochenende die Zeitung in die Hand zu nehmen und in Ruhe durchzublättern, das hat schon eine ganz eigene Qualität. Am Handy überfliege ich alles so schnell, dass ich manchmal nachher vielleicht gar nicht mehr weiß, was ich gelesen habe. Mit der Zeitung kann man mehr reflektieren und vertiefen.
Wie hat sich Ihr 45-jähriges Ich gegenüber Ihrem jüngeren Ich verändert?
Man wird gelassener. Bei Dingen, die mich mit 25 Jahren vielleicht noch auf die Palme gebracht hätten, denke ich mir jetzt: Das kenne ich doch schon, das habe ich schon einmal erlebt. Eine gewisse heitere Gelassenheit gehört für mich heute dazu. Ich glaube, dass die Benediktiner generell für ihren guten und bodenständigen Humor bekannt sind.
(c)Text und Bild: Flachgauer Woche - Thomas Strübler, Okt. 2025