Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.
RB Prolog 1,49

Benediktiner für Europa - die Mönche des Klosters Gut Aich

v.l.n.r. Br. Franziskus, Br. Raphael, Br. David, Pater Johannes, Br. Wolfgang, Br. Thomas, Br. Michael, Br. Benedikt, Br. Antonius

Unsere Gemeinschaft will als Kirche im Kleinen, eingebunden in die große Kirchengemeinschaft, ein Abbild des einen und dreifaltigen Gottes sein, der die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,16). Die Liebe allein schafft die Gemeinschaft und ist Voraussetzung für den Glauben des einzelnen und von uns allen. Dies bekennen wir am Anfang der Gebetszeiten und am Ende im trinitarischen Lobpreis (vgl. RB 9,2; 9,7; 11,3). Dies verwirklichen wir in unserem täglichen Zusammenleben durch die vier Prinzipien:

+ Solidarität - die Einheit in brüderlicher Gemeinschaft leben und fördern
+ Pluralität - die Vielfalt aller Mitbrüder und ihrer individuellen Talente als Bereicherung sehen und fördern
+ Autorität - ein strukturietes, verantwortungsbewusstes und einbeziehendes Zusammenleben fördern
+ Subsidiarität - die Selbständigkeit fördern und individuelle Handlungs-/Entscheidungsfreiräume ermöglichen

Orientierung und Richtschnur für unser gemeinsames Leben ist das Wort Gottes und die Regel des heiligen Benedikt. Durch das Lesen der Heiligen Schrift (vgl. RB 73,3), durch unser gemeinsames Gebet und die Meditation, durch den immer wieder neuen Austausch in der brüderlichen Gemeinschaft über das Wort Gottes, finden wir Hilfe und Anleitung für unser konkretes Leben.

Wir wollen mit unserem gemeinsamen Leben ein Zeugnis dafür geben, daß Jesus Christus in unserer Mitte lebt. Er hat uns verheißen, alle Tage bis ans Ende der Zeit bei uns zu sein (vgl. Mt 28,20). Seine Gegenwart unter uns wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20), ist Zusage und Verheißung. Christus begegnet uns im Gottesdienst, beim Chorgebet, in der Feier der Eucharistie, im konkreten Leben, in der Begegnung mit den Menschen, besonders den Armen, den Kranken, den Fremden, den Ausgegrenzten und Suchenden.

Unsere Gemeinschaft ist eine "Schule für den Dienst am Herrn" (RB Prol. 45). In ihr wollen wir miteinander das Leben in umfassendem Sinn lernen. Wir wagen dies, weil wir den Ruf Gottes in uns gehört haben und geben Antwort durch unsere Verantwortung, die wir für uns selbst, unsere Gemeinschaft und unser geistliches Leben übernehmen. Wir wissen, dass wir dies nicht aus eigener Kraft, sondern nur mit Hilfe Gottes und der Brüder tun können. Unsere drei Gelübde sind uns Hilfe und Orientierung auf diesem Weg der Menschwerdung nach dem Beispiel Jesu Christi:

+ Stabilitas - Beständigkeit in der brüderlichen Gemeinschaft
+ Conversatio morum - Klösterlicher Lebenswandel, in dem wir täglich, uns selbst hinterfragend, neu werden
+ Oboedientia - Gehorsam im Sinne von gemeinsam hören auf Gott, die Mitbrüder und uns selbst 

Das tragende Element aller drei Gelübde ist die Liebe, die wir zu Gott und zueinander haben (vgl. Röm 13,10). Die drei Gelübde erfahren wir zwar immer wieder als Einschränkung unseres Lebens, aber gleichzeitig erfahren wir, dass sich dadurch unser menschliches und geistliches Leben voll entfalten kann. Dieser Weg der Menschwerdung nach dem Bild Jesu Christi führt zur Freude und zum ewigen Leben (vgl. RB 7,67 ff).